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Interview mit Diana Monnerjahn
Geschäftsführerin von Diana Hotel & Marketing Consulting/Innsbruck

Wie ist es euch in den vergangenen Wochen ergangen und mit welchem Leitsatz versucht ihr diese schwierige Phase zu meistern?

Als Anfang März die Situation in Südtirol unüberschaubar wurde, waren wir völlig aus dem Häuschen. Schigebiete und Hotels sollten innerhalb weniger Tage geschlossen werden. Dann ging es Schlag auf Schlag, auch wir Tiroler wurden aufgefordert, den Tourismus quasi lahmzulegen. Sofort wurde unser Kampfgeist wachgerüttelt. Die Schockstarre war bei Diana Consulting nur wenige Tage vorhanden und uns war rasch bewusst: Wenn wir unseren Vorzeige-Tourismus in den Alpen auch in Zukunft bewahren wollen, dann müssen wir handeln! Die ersten Wochen waren wir Seelsorger für Hoteliers, seit gut 4 Wochen sind wir als Berater an der Front intensiver denn je! Gilt es doch die richtigen Entscheidungen für unsere Kunden zu treffen, diese können wir nur aus unseren langjährigen Beratungserfahrungen mit Logik und Herz kompensieren.

Wie wird Corona das Reisen generell verändern? Wird es eine Entschleunigung geben?

Die große Frage ist, wann wird die Grenze zu Deutschland, auch zur Schweiz, geöffnet? Unsere Gäste werden nun in jedem Fall für mindestens ein Jahr mit dem Auto anreisen. Das ist eine enorme Chance! Der durchschnittliche Gast aus der guten Mittelschicht ist es gewohnt bis zu vier Urlaube im Jahr wahr zu nehmen! Meistens waren dies Flugreisen. Wohin mit dem Auto? Es liegt sehr nahe unser schönes Tiroler Land mit all seinen touristischen Angeboten als Urlaubsangebot anzunehmen. Ich vermute, dass die Urlaubsanfragen sich großteils auf mindestens eine Woche verlängern werde, das heißt, Urlaub in Österreich wird zum Haupturlaub und nicht nur zum Kurzurlaub. Der Entschleunigung steht nichts mehr im Wege. Wir sind bewusster im Denken und Mensch sein, fast dankbar dass durch Corona die Notbremse gezogen wurde. Unser Motto: „Qualität vor Preiskampf“!

Inwieweit müssen Hotels ihre Positionierung auf Grund der besonderen Herausforderung überdenken?

Vor COVID 19 ist unser Tourismus auf der absoluten Erfolgswelle geritten, die Wintersaison war sensationell wie kaum vorher und auch die Jahre davor! Die Betten haben sich gut gefüllt, egal in welcher Kategorie, Tirol boomte als Urlaubsdestination wie kaum eine andere. Das die Betriebe sich im Angebot und Aussehen ziemlich glichen, tat dem wenig Abbruch. Nun sind unsere Gäste kritischer und oberflächliche, unauffällige Urlaubsangebote werden kaum wahrgenommen! Es ist an der Zeit, seine Hotelangebote kritisch zu durchleuchten, zu überarbeiten, sein wahres ICH als Hotelmarke zu erkennen!  Die ehrliche und authentische Positionierung ist das Um–und Auf. Was unterscheidet mich von meinen Mitbewerbern und welches Angebot dazu? Qualität vor Billigangeboten!

Werden Nahziele noch mehr in den Fokus rücken?

Ganz bestimmt sogar. Alles was Gast mit dem Auto erreichen kann, wird als Urlaubsdestination in Frage kommen! Da sind Autofahrten bis 10 Stunden im Visier unserer Gäste. Hauptsache Urlaub und das Gefühl, mit Dienstleitung verwöhnt zu werden. Der Flugverkehr ist ganz bestimmt für eine gewisse Zeit lahmgelegt, darauf können wir vor allem in dieser Sommersaison darauf wetten. Eine enorme Chance, um wieder auf unser schönes Tirol aufmerksam zu machen! Alles bekommt wieder mehr Wertigkeit, die Sommerfrische der 60er und 70er könnten einen Aufschwung erleben. Geschichten wie die PIFKA SAGA -mit der liebenswerten Menschlichkeit von Gast und Touristiker – werden wieder lebbarer und ehrlicher im Angebot. Das hat seinen Reiz und gibt unseren Hotelbetrieben wieder neue Chancen.

Was ist in der Gästekommunikation in Zeiten wie diesen besonders wichtig? Welche Kernbotschaften müssen vermittelt werden?

Die Botschaft ist sehr einfach: Ehrlichkeit, Menschlichkeit, Herzlichkeit, Authentizität! Die gute alte Postkarte wird einen signifikanten Mehrwert erfahren. Persönlichkeit steht über allem! Sicherheit  und vorgeschriebene Hygiene ist selbstverständlich und sollte nicht zu demonstrativ in den Vordergrund gestellt werden. Eine Hotelwebside, die gleich auf der Startseite sämtliche COVID 19 Maßnahmen in den Vordergrund rückt, verunsichert eher!   

Auf welchen generellen Auflagen wird sich die Hotellerie einstellen müssen? (Buffets wird es wohl in naher Zukunft nicht geben)

Seit Wochen diskutieren wir mit unseren Kunden über allfällige Maßnahmen und gehen sämtliche Szenarien durch. Und keinem von uns gefällt, was da vermutlich auf uns zukommt. Dennoch, wir Touristiker sitzen nun alle in einem Boot und unsere Gäste auch. Also werden wir sämtliche Maßnahmen, die unsere Regierung vorgibt, auch so umsetzen müssen ohne Wenn und Aber. Und unsere Gäste werden dies respektieren, ohne Wenn und Aber. Sie wissen auf was sich sich einlassen, wenn sie ihren Urlaub buchen. Zu Details bzgl. Auflagen möchte ich mich hier nicht äußeren, da dies wie ein Blick in eine Glaskugel ist und auch wir hier keine annähernd informative Antwort geben können.

Diese Krise bietet auch neue Möglichkeit des Zusammenhalts. Sehen Sie hier auch Potenzial?

Nun denn, das hoffe ich sehr. Dennoch merken wir in der Hotelszene, dass derzeit natürlich jeder auf seinen eigenen Hotelbetrieb fokussiert ist. Wir merken ehrlich gesagt nicht, dass sich Hotelbetriebe aus einer Region zusammentun und gegenseitig stärken. Das ist aber auch noch nicht anzunehmen. Wie auch? Sämtliche Hotelbetriebe jeder Kategorie zittern um die kommende Sommersaison, einige sogar um ihre Existenz. Da ist sich jeder wohl der beste Freund und sieht zu, dass er aus der Krise – eigentlich ist es schon eine Katastrophe – wieder raus kommt. Zu wünschen wäre dieser Zusammenhalt allemal, wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Wir von Diana Consulting jedenfalls freuen uns, wie positiv unsere Kunden an der neuen touristischen Zukunft arbeiten. Sich dennoch auf eine gute Saison vorbereiten, zum Wohle des Gastes, komme was wolle!

www.diana-consulting.com

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